Weinbau

Weinbau am Rhein Wein und Rhein, diese Verbindung klingt nicht nur verführerisch, sie ist durch das Praktizieren des Weinbaus seit Jahrhunderten fester Bestandteil der Rheinkultur. Vor allem der Mittelrhein ist bekannt für seine Weinvielfalt. Ein sich über 120 km lang erstreckendes Anbaugebiet, von Bingen bis nach Bonn, entlang des Stroms, vorbei an Schlössern, Burgen und steilen Hängen, bieten jedem Weintrinker einen wohlschmeckenden Tropfen. Die Erzeugnisse der Winzer zu probieren und zu studieren, daran führt bei einer Rheinreise eigentlich kein Weg dran vorbei.

Das Weinbaugebiet Mittelrhein ist eines der ältesten in Deutschland. Bereits vor den Römern wurden Weintrauben von unseren Vorfahrern angepflanzt, gegessen oder zu Wein weiterverarbeitet.
Mit den Römern, die ca. 50 v. Chr. an den Rhein kamen, wurde der Weinanbau dann in sogenannten Weingärten intensiviert. Von ihnen wurde auch so manches Wort übernommen. Vinum wurde zu Wein, mustum wurde zu Most oder vinitorium wurde zu Weingut.

Man geht davon aus, dass der Weinbau mit dem Ende der römischen Herrschaft ein wenig zurückgegangen ist. Grund dafür waren unter anderem Unruhen und Krieg, denn mit der Beruhigung der Verhältnisse, setzte auch wieder der Weinanbau stärker ein.
Zunächst nutzte man hierfür ausschließlich die Flachlagen in unmittelbarer Ufernähe, die relativ einfach zu bewirtschaften sind. Bis zum Hochmittelalter wurde dann auch immer mehr an den steilen Südhängen angebaut. Die Südhänge eignen sich besser zum Anbau, da der Hang längerem und intensiverem Sonnenlicht ausgesetzt ist. Dazu wurden die Hänge terrassiert und für den Weinbau erschlossen. Mit dieser Technik breitete sich der Anbau auf rasante Weise nach Norden und Süden aus.
Bacharach, eine noch heute bedeutende Weinstadt, entwickelte sich in dieser Zeit zum Zentrum des Weinhandels. Hier wurden nicht nur Weine aus unmittelbarer Nähe zum Kauf angeboten, auch Weine aus den südlicher Gelegenen Anbaugebieten Rheingau, Rheinhessen, der Pfalz und sogar aus dem Badischem und dem Elsass waren zu finden.
Unter der Bezeichnung „Bacharacher“ wurden die Weine auf Schiffe geladen und bis nach England und Skandinavien verkauft. Vor allem der Weinhandel nach England wurde bereits im 11. Jahrhundert in großem Umfang betrieben. Aus einer grandiosen Flusslandschaft wurde eine Kulturlandschaft einmaliger Prägung. Als Clemens Brentano zusammen mit Achim von Arnim im Jahre 1802 eine Rheinreise von Mainz bis Koblenz machte, waren sie so von der Landschaft begeistert, dass sie es sich zur Aufgabe machten, Sagen, Märchen und Lieder zu sammeln. Damit gelten sie als Begründer der Rheinromantik.

Das Schiefergebirge bietet ideale Bedingungen für den Weinbau. Grund dafür ist unter anderem die Tatsache, dass sich der Rhein im Laufe der Zeit in den Schiefer hineinfraß und somit wichtige Mineralstoffe hinterlassen hat. Ein Zustrom milder Luft aus südlicher Richtung weißt für die im Rheintal angebauten Rebsorten ein optimales Klima. Auch der eher mäßige Winter, der früh einsetzende Frühling und die Vegetation bis in den Spätherbst unterstützen den Anbau.
Insgesamt umfasst die Rebfläche rund 440 Hektar, wovon sich 85% auf terrassierten Steillagen befinden. Vor allem der Riesling findet auf den mineralreichen Schieferböden ideale Bedingungen zum wachsen.
70% der Anbaufläche trägt die Weinsorte, die auch „Königin der Rebe“ genannt wird. Dazu kommen andere Sorten wie Kerner, Müller Thurgau und Weißburgunder. Es sind vor allem die Weißweine, die im Mittelrheintal so berühmt sind. Dies mag daran liegen, dass Touristen den Rheinwein meist mit dem Weißwein in Verbindung bringen. Somit wurde der Anbau von roten Rebsorten weit zurückgedrängt. Die bekanntesten Rotweine der Region sind der blaue Spätburgunder und der blaue Portugieser.

Eine solche Vielzahl von Weinen gibt Einheimischen und Gästen etliche Anlässe auf die typisch rheinische Art zu feiern. Nicht nur zu Zeiten der großen Karnevalsumzüge und prunkvollen Festsitzungen von November bis Februar schallen Gesang und Schlachtrufe durch das Mittelrheintal. Bis in den späten Herbst hinein gibt es die verschiedensten Feste vor atemberaubender Kulisse. Bei Wein- und Straßenfesten zeigen sich die Städte von ihrer schönsten Seite und laden auf Gassen und Plätzen, auf Weinhöfen und in Weinkellern zum feiern bei Wein und kulinarischen Spezialitäten. Höhepunkt sind die Festumzüge bei denen Fußtruppen und liebevoll geschmückte Wagen an den Zuschauern vorbeifahren. Sehr beliebt sind auch die Hoffeste, welche die einzelnen Weinbaubetriebe ganz individuell gestalten. Alle sind eingeladen im Hofe des Weingutes platz zu nehmen und sich bei Musik Wein und Essen schmecken zu lassen.

Ein weiteres großes Ereignis und gleichzeitig Tipp für alle Fahrradbegeisterten ist das alljährliche Tal Total. Hierbei werden die Straßen an beiden Ufern zwischen Bingen bzw. Rüdesheim und Koblenz für Autos gesperrt. Entlang der Strecke durch das Tal der Loreley gibt es viele Sonderveranstaltungen.

Auch Rhein in Flammen hat sich in den letzten Jahren immer wieder als Publikumsmagnet erwiesen. Im ganzen Tal werden von verschiedenen Burgen und Schlössern Feuerwerke abgeschossen, die am besten von einem Schiffskonvoi, der von Feuerwerk zu Feuerwerk fährt, beobachten lässt. Aber auch an den Ufern ist das an vier Wochenenden im Jahr stattfindende Ereignis wunderbar zu genießen.

Schiefer als Geschmacksgeber

Reben, Regen und viel Sonne gibt es in vielen großen Weinanbaugebieten. Ob Kalifornien, Australien oder Südafrika, in allen Gebieten wird hervorragender Wein für die ganze Welt produziert.
Doch ganz besondere Gewächse kommen von den schroffen Hängen des Rheinischen Schiefergebirges. Denn an Mosel, Rhein und Ahr bieten die Schieferlagen des Devon dem Weinbau optimale Bedingungen. Die Sonneneinstrahlung wird durch den schiefrigen Boden mehrfach verstärkt. Der Schiefer wärmt sich tagsüber und gibt wie ein Speicher nachts die Wärme wieder ab. Durch den Wärme speichernden Schiefer werden ganze Täler geheizt und sorgen für optimale Klimabedingungen für das Reifen der Reben. Die mineralischen Bestandteile des Schieferbodens werden durch die Huminsäuren der Wurzeln nur langsam gelöst und durch den Weinstock an Aromastoffe umgewandelt. So wirkt der Schiefer wie ein Langzeitdünger und verleiht dem Wein, insbesondere dem Riesling, seinen charakteristischen Geschmack.
Das wussten bereits die Römer zu schätzen und so finden sich im Welterbegebiet zwei sehr alte und sehr bekannte Weinanbaugebiete. Einmal der südliche Teil des Gebietes Mittelrhein und zum anderen die nördliche Spitze des Rheingaus. Bis heute noch schätzen Weinkenner die Lagen, das Klima und den Boden im Rheinischen Schiefergebirge als Anbaufläche für gute Tropfen.

Orte, Burgen, Schlösser und Festungen am Rhein